Nach Ultra-Vorstoß: Calmund und Batz mischen sich in Saarbrückens Zukunftsdebatte ein

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Beim 1. FC Saarbrücken rückt die Entscheidung über den künftigen Kurs näher. Vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 11. Oktober bezieht das Ultra-Bündnis „Zukunft Blau-Schwarz“ klar Position und erhält dabei prominente Unterstützung: Daniel Batz unterstützt den Satzungsantrag und Reiner Calmund empfiehlt das Modell des SC Freiburg und bietet einen direkten Draht dorthin an, wie aus einem Bericht der „Bild“ hervorgeht. Parallel verfolgt das Präsidium die Ausgliederung der Profiabteilung.

In den kommenden Wochen steht beim 1. FC Saarbrücken eine wegweisende Entscheidung an: Bleibt der Verein in seiner jetzigen Struktur bestehen oder wird die Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft überführt? Die Kontroverse zwischen dem Ultra-Bündnis „Zukunft Blau-Schwarz” und dem Präsidium hat sich zu einem Machtkampf um Transparenz, Kontrolle und Zukunftsfinanzierung entwickelt.

Auslöser der Debatte: „Zukunft Blau‑Schwarz“ und der Satzungsantrag

Das Ultra-Bündnis „Zukunft Blau-Schwarz“ hat durch eine Unterschriftenaktion eine außerordentliche Mitgliederversammlung für den 11. Oktober erzwungen. Der Antrag sieht ein neues Organigramm mit klaren Kontrollmechanismen und einer strikteren Gewaltenteilung vor. In den Entwürfen sind ausdrücklich keine Rollen für den Vizepräsidenten Salvo Pitino (42) und den Schatzmeister Dieter Weller (62) vorgesehen. Ziel ist eine Reorganisation, durch die der Verein deutlichere interne Kontrollinstanzen erhält und sich von informellen Machtstrukturen hin zu institutionellen Absicherungen bewegt.

Präsidium setzt auf Ausgliederung: Kapitalgesellschaft als Wachstumsmotor

Parallel dazu arbeitet das Präsidium an der Ausgliederung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft. Die Begründung: Nur so ließen sich Investoren beteiligen und zusätzliche Finanzmittel erschließen, um in der 3. Liga konkurrenzfähig zu bleiben. Am Donnerstagabend informierte die Führung zunächst die Vertreter der Fanclubs über diese Überlegungen, ein Schritt, der bewusst signalisiert, dass man den Prozess nicht völlig abseits der Fanbasis gestalten will.

Rechtlich ist das Ausgliedern des Lizenzspielsbetriebs in GmbH, AG oder KGaA gängige Praxis. Dabei bleibt der Mutterverein meist Mehrheitseigner, und die 50+1-Regel ist in Deutschland zu beachten: Der Verein muss grundsätzlich die Stimmrechtsmehrheit behalten, es gibt aber Ausnahmen.

Prominente Stimmen und Modellübertragung

Der Antrag von „Zukunft Blau‑Schwarz“ hat prominente Fürsprecher. So äußerte Ex-Torhüter Daniel Batz (34) – inzwischen bei Mainz 05 –: „Das ist nicht mehr ganz zeitgemäß, so wie es aktuell jetzt ist.“ Auch Reiner Calmund (76) meldete sich zu Wort und empfahl einen Blick nach Freiburg: „Ich empfehle beim 1. FC Saarbrücken einen Blick auf das Modell des SC Freiburg. … Ich stelle gerne einen Kontakt zum Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Heinrich Breit her.“ Das Freiburger Modell ähnelt dem Wunschgerüst der Ultras: Ein zwei­köpfiger operativer Vorstand, ein neunköpfiger Aufsichtsrat und eine klare Trennung zwischen Tagesgeschäft und Kontrolle.

Strukturelle Kernfragen: Kontrolle, Wachstum, Identität

Der Konflikt zentriert sich auf klassische Governance-Fragen: Wer lenkt das operative Geschäft? Wer kontrolliert es?

  • Die Ultras setzen auf Vereinsstruktur mit starkem Aufsichtsrat und demokratischer Legitimation.
  • Das Präsidium sieht die Kapitalgesellschaft als Hebel für Wachstum, Planungssicherheit und Investorenbeteiligung.

Beide Wege haben langfristige Konsequenzen: Aufsichtsstrukturen, Beteiligungsmodelle, Mitbestimmung der Mitglieder und finanzielles Risiko. Mit der Versammlung am 11. Oktober rückt die Entscheidung näher. Beide Lager müssen nun blitzschnell Mehrheiten mobilisieren und ihre Positionen präzisieren. Ob Satzungsreform oder Ausgliederung, die Entscheidung wird die Governance, Finanzierung und sportliche Ausrichtung des FCS für Jahre prägen.

Beispiele aus der Praxis

Beispiel: Hansa Rostock

Ein Verein in der Liga3 hat bereits Schritte unternommen: Hansa Rostock gliederte die Profiabteilung in eine GmbH & Co. KGaA aus, wobei der e. V. 55 % der Anteile behielt, der Investor 45 %.

Chancen und Risiken der Ausgliederung

Chancen:

  • bessere Kapitalausstattung

  • professionelle Strukturierung

  • Investorenzugang

  • klare Haftungsgrenzen

Risiken:

  • Konflikte mit 50+1-Regel

  • Verlust der Kontrolle oder Identität

  • erhöhte Komplexität

  • Anforderungen durch Aufsichts- und Transparenzpflichten

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