Dem 1. FC Saarbrücken steht wenige Monate vor Abgabe der DFB-Lizenz erheblicher Druck ins Haus. Eine tiefgreifende Satzungsreform stellt das Vereinsgefüge in der 3. Liga neu auf, doch ausgerechnet die Finanzierung für die kommenden Jahre ist unklar. Zwischen Strukturumbau, Sponsorfrage und engen Fristen droht dem Traditionsklub eine heikle Gemengelage.
Neuer Zuschnitt, alte Fragen
Die beschlossene Satzungsänderung krempelt das Organigramm des FCS um. Künftig sollen klare Zuständigkeiten und professionelle Geschäftsführung die Weichen stellen. Gleichzeitig bleiben zentrale Punkte ungeklärt: Mit welchem Budget plant Saarbrücken nach Saisonende? Wer trägt die finanzielle Hauptlast, um die Liga3-Lizenz zu sichern?
Offene Finanzierung und das Ostermann-Dilemma
Bislang kamen pro Saison etwa 6 Mio. € über Hauptsponsor Hartmut Ostermann (73). Ob er in der Spielzeit 2026/27 weiterhin an Bord bleibt, ist ungewiss. Aus dem Kreis weiterer, zuletzt gehandelter Sponsoren liegen keine belastbaren Zusagen vor. Im Umfeld Ostermanns wird das klare Mitgliedervotum für die Satzungsreform als „Katastrophe“ gewertet. Bleibt sein Beitrag aus, wächst das Lizenzrisiko erheblich, in der dritten Liga wäre ein Finanzloch kaum kurzfristig zu stopfen.
Fristenfalle bis zum 1. März
Organisatorisch drängt die Zeit. Eine reguläre Mitgliederversammlung im Dezember gilt als kaum machbar; realistischer ist ein Termin im Januar. Doch auch dann bleibt der Takt straff: Ein neu gewählter Aufsichtsrat müsste zeitnah drei hauptamtliche Geschäftsführer berufen, damit alle Lizenzierungsunterlagen inklusive Budget bis zum 1. März beim DFB liegen. Ohne verbindlichen Finanzplan drohen Nachbesserungen, oder Schlimmeres.
Vertrauensbruch als Kernproblem
Nach der Abstimmung ließ Ostermann keinen Zweifel: Mit dem aktuellen Aufsichtsrat sieht er keine Basis für eine belastbare Zusammenarbeit. Dieses Signal ist in der Initiative „Zukunft Blau-Schwarz“ angekommen. Als denkbare Brücke gilt eine formelle Bonitätserklärung Ostermanns, mit den derzeit handelnden Personen jedoch „nahezu ausgeschlossen“. Damit wird aus einem Governance-Thema ein Vertrauenskonflikt, der die sportliche Planung in Liga3 unmittelbar tangiert.
Konfliktlinie „System Victor’s“
Besonders heikel: In Ostermanns Unternehmensumfeld stößt auf, dass das „System Victor’s“ abgewählt wurde, man aber weiterhin zahlen solle. Dieser Widerspruch verschärft die Lage und erhöht den Zeitdruck zusätzlich. Ohne politischen Ausgleich im Verein dürfte es schwer, den bisherigen Mittelzufluss zu sichern oder Alternativen zu mobilisieren.
Szenarien & Implikationen für die dritte Liga
Best Case: Verständigung auf eine Übergangslösung mit Bonitätsnachweis, Bestellung der Geschäftsführer, fristgerechte Lizenzunterlagen – Planungssicherheit für die laufende Liga3-Saison und darüber hinaus.
Middle Case: Teilfinanzierung steht, aber mit Auflagen. Der FCS muss Sparmaßnahmen einleiten und kurzfristig zusätzliche Sponsoren aktivieren.
Worst Case: Kein tragfähiger Hauptsponsor, verpasste Fristen oder Auflagen, echtes Lizenzrisiko mit sportlichen und wirtschaftlichen Folgen.
