Unterschiedlicher hätten die Vorzeichen vor dieser Partie kaum sein können. Der TSV 1860 grüßte von der Tabellenspitze und hatte durch einen 2:0 Sieg im sogenannten „S-Bahn Derby“ bei der SpVgg Unterhaching zusätzliches Selbstvertrauen getankt, während der MSV Duisburg nach der 0:2 Niederlage gegen den KFC Uerdingen sogar auf den Abstiegsrang 17 abstürzte.
Während der Münchner Trainer Michael Köllner seiner siegreichen Mannschaft vom letzten Spieltag unverändert vertraute, baute MSV-Coach Torsten Lieberknecht seine Elf , die gegen den KFC Uerdingen so enttäuschte gleich auf fünf Positionen um. Für Bretschneider, Ghindovean, Ademi (alle Bank), Tomic und Gembalies (beide nicht im Kader) begannen diesmal Schmidt, Karweina, Kamavuaka, Scepanik und Vermeij.
Duisburg überzeugt mit starker Defensivarbeit
Das Spiel begann erwartungsgemäß mit offensiv ausgerichteten Löwen, bei denen Pusic diesmal neben Mölders als zweite Spitze agierte. Schon in den ersten zehn Minuten gab es vielversprechende Angriffe, doch Tallig, Steinhart und Pusic verzogen knapp oder fanden in Torhüter Weinkauf ihren Meister. In der Folgezeit standen die Meidericher in der Defensive recht stabil, schafften es jedoch nicht sich vor dem Löwentor in Szene zu setzen.
Für Aufregung sorgte nur der sonst sehr agile Pusic, der nach einer völlig plumpen und überflüssigen Schwalbe im Mittelfeld zurecht die gelbe Karte sah (19. Minute) und ein Kopfballduell zwischen Fleckstein (MSV) und Löwenakteur Neudecker, nach dem der Münchner benommen zu Boden sank und erst nach einer kurzen Behandlung außerhalb des Spielfeldes weiter mitwirken konnte.
Die Löwen bis zum Halbzeitpfiff offensiv weiterhin bemüht, fanden jedoch kein richtiges Mittel um das Abwehrbollwerk der Duisburger zu knacken, wenn es gefährlich wurde war der sehr souverän wirkende Weinkauf zur Stelle. Fast mit dem Halbzeitpfiff trat der MSV dann aber doch noch offensiv in Erscheinung, Scepanik flankte von links in den Strafraum, wo zuerst Vermeij verpasste und dann Kamavuaka – von Abwehrspieler Salger stark bedrängt – ganz knapp vor dem leeren Tor nicht an den Ball kam.
Duisburg eiskalt vor dem gegnerischen Tor
Die zweiten 45 begannen wieder mit offensiven Löwen, nur kurz nach Anpfiff von Schiedsrichter Max Burda köpfelte Mölders knapp am MSV-Tor vorbei und Dressel verzog deutlich über das von Weinkauf gehütete Gehäuse. Die Münchner aber weiterhin ohne die nötigen Ideen, die Gästeabwehr aus den Angeln zu heben. Besonders auffällig die vielen abgefangenen Flanken und die Lufthoheit der MSV-Abwehr im eigenen Strafraum. Klare Möglichkeiten für die Gastgeber in der Folgezeit dann Fehlanzeige.
So kam es, wie es aus Sicht der Löwen kommen musste, der MSV traute sich nach ca. 15 Minuten der zweiten Hälfte auch offensiv mehr zu und nachdem zuerst Vermeij noch stark bedrängt knapp verpasste fiel in der 62. Minute der Führungstreffer für die Gäste. Bitter für die Gastgeber, dass diese Tor bei der Wahl des „Kack-Tores des Monats“ bestimmt einen der vorderen Plätze belegen dürfte.
Nach einer Ecke verlängerte Jansen in den Löwenstrafraum, dort behinderten sich Torhüter Hiller und Mitspieler Dressel gegenseitig, das Spielgerät senkte sich Richtung Löwentor, wo Moll noch auf der Linie klären konnte, dessen Abwehrversuch aber direkt im Gesicht von Fleckstein landete und der Ball unhaltbar aus kurzer Entfernung hinter Hiller einschlug. Dieses kuriose Premierentor dürfte dem junge MSV-Angreifer (21 Jahre), der beim fünften Einsatz zum ersten Mal traf, sicher noch lange in Erinnerung bleiben.
1860 München verspielt die Tabellenführung
Die Antwort der Löwen auf den überraschenden Rückstand folgte prompt, im direkten Gegenzug kombinierten sich die Gastgeber über Tallig vor das Tor, Pusic scheiterte jedoch mit einem satten Flachschuss am Pfosten, der anschließende Versuch von Mölders wurde von Sauer zur Ecke abgewehrt. Glück für den MSV, da wäre selbst der gute Weinkauf machtlos gewesen. In der Folgezeit war der TSV 1860 weiterhin bemüht, kam jedoch kaum zu klaren Tormöglichkeiten. Nur in der 80. Minute fand eine Flanke in Mölders einen Abnehmer, dessen platzierten Kopfball entschärfte aber erneut der glänzend aufgelegte Weinkauf.
Die Löwen entblößten immer mehr die Abwehr und luden so den MSV in der Schlussphase immer wieder zu Kontern ein. Besonders Vermeij hatte um die 85. Minute mehrmals die Möglichkeit, die Partie vorzeitig zu entscheiden. Dies erledigte dann Scepanik in der Nachspielzeit, nachdem erneut Vermeij an Hiller scheiterte prallte der Ball zum Duisburger Mittelfeldspieler, der den Ball aus elf Metern mittels Aufsetzer im Löwentor versenkte.
Das Spiel war damit entschieden, kurz danach erfolgte der Abpfiff des umsichtigen Unparteiischen. Für die Gäste um Trainer Torsten Lieberknecht ein wichtiger Auswärtsdreier, der trotz zwei Spielen weniger zugleich den Sprung aus den Abstiegsrängen bedeutete. Der TSV 1860 München kassierte dagegen die zweite Heimpleite in Folge, hier schmerzt neben dem Verlust der Tabellenführung besonders die Tatsache, dass man sowohl gegen Saarbrücken als auch gegen den MSV Duisburg eigentlich das bessere Team war, die optische Überlegenheit aber nicht in zählbares ummünzen konnte.
Während die Meidericher bereits am Mittwoch den 1. FC Saarbrücken zum Nachholspiel empfangen trifft der TSV 1860 am kommenden Samstag erneut an der Grünwalder Straße auf den Halleschen FC.