Am fünften Spieltag der noch jungen Spielzeit 2020/21 musste der bisher ungeschlagene Tabellenführer aus München einmal durch die ganze Republik reisen um im Ostseestadion beim FC Hansa Rostock anzutreten.
Dieser Härtetest für den Spitzenreiter sollte sich zu einer sehr unterhaltsamen, abwechslungsreichen und spannenden Drittligapartie entwickeln, in deren Mittelpunkt eine äußerst umstrittene Schiedsrichterentscheidung in der 74. Minute stand, mit der die Gastgeber überhaupt nicht einverstanden waren.
Kogge-Trainer Jens Härtel musste für diese Begegnung seine Abwehr umbauen, Defensiv-Allrounder Damian Roßbach wurde wegen seiner roten Karte in Verl für drei Spiele gesperrt.Von Beginn an entwickelte sich vor der beachtlichen Kulisse von 7.500 Zuschauern ein offensiver Schlagabtausch, nach Jan Löhmannsröbens erster Torannäherung für den FC Hansa hatte Stefan Lex für die Löwen in der 13. Minute den Führungstreffer auf dem Fuß, fand aber im stark parierenden Markus Kolke seinen Meister.
Eine gute Halbzeit reicht nicht
Nur vier Minuten später parierte der bisher ebenfalls eine bärenstarke Saison spielende Marco Hiller im Löwengehäuse vor dem einschussbereiten Pascal Breier. In der 30. Minute war es wieder Pascal Breier, der aus aussichtsreicher Position vergab, dennoch übernahm der FC Hansa jetzt mehr und mehr das Kommando gegen clever verteidigende Gäste.
Trainer Michael Köllner musste dann in der 39. Minute verletzungsbedingt auswechseln, der angeschlagene Daniel Wein humpelte vom Feld, für ihn kam der Ex-Rostocker Dennis Erdmann in die Partie. Der von 2015 bis 2017 an der Ostsee tätige Verteidiger wurde vom Publikum mit lauten Pfiffen begrüßt, gab seine Antwort darauf aber nur zwei Minuten später auf dem Platz. Nach einer Ecke von Richard Neudecker köpfte Dennis Erdmann aus kurzer Distanz zur etwas schmeichelhaften Führung für die Löwen ein.
Mit dieser Halbzeitführung für die Gäste ging es auch in die Kabine. In den zweiten 45 Minuten sollte der junge Schiedsrichter Konrad Oldhafer, der mit dieser Partie erst seine zweite Drittligabegegnung leitete, unfreiwillig immer mehr in den Mittelpunkt rücken.Die Rostocker begannen stürmisch und wurden schnell für ihren Offensivdrang belohnt, nach einer flachen Hereingabe von Nico Neidhart in den Rücken der Löwenabwehr schloss Bentley Baxter Bahn platziert und unhaltbar aus ca. 17 Metern gekonnt zum Ausgleich ab.
Fragwürdige Schiedsrichterentscheidung sorgt für Diskussionsstoff
Die Partie wurde jetzt hitziger, die Zweikämpfe wurden bissiger und es gab mehr Fouls im Mittelfeld, besonders die Hansa-Bank in Gestalt von Sportchef Martin Pieckenhagen gab mehrmals ihren Unmut laut zu Protokoll. Besonders eine Szene mit Dennis Erdmann, der seinen Arm gegen John Verhoek ausfuhr, erregte die Gemüter der Gastgeber. Die Löwen wehrten sich aber auch in dieser Phase leidenschaftlich und ließen sich trotz optischer Überlegenheit der Hansa-Kogge zu keiner Phase des Spiels völlig in die eigene Hälfte drängen.In der 62. Minute dann die Riesenmöglichkeit zum 2:1 für den FC Hansa, Pascal Breier verzog aber aus nur elf Metern Entfernung aus aussichtsreicher Position und traf nur den Außenpfosten.
Dann die 74. Minute und dies Szene, über die vermutlich noch lange gesprochen wird und die Schiedsrichter Konrad Oldhafer bis in den Schlaf verfolgt haben dürfte. Nach einem Freistoß von Bentley Baxter Bahn in den Löwenstrafraum kam erneut Pascal Breier zum Abschluss, sein Torschuss wurde von Löwenverteidiger Stephan Salger am Boden liegend mit der Hand absichtlich deutlich verlangsamt, so dass Dennis Dressel den Ball kurz vor oder nach dem vollständigen Überschreiten der Torlinie klären konnte.
Die Rostocker forderten eine rote Karte und Elfmeter bzw. die Anerkennung des Tores. Während das absichtliche Handspiel unzweifelhaft war, konnten auch die Fernsehbilder nicht zu 100% klären ob der Ball mit vollständigen Umfang die Linie überschritten hatte. Der Schiedsrichter war sich seiner Sache offensichtlich auch nicht sicher und befragte beide (!!) Linienrichter, da diese aber auch nicht mit absoluter Überzeugung ein Handspiel oder gar ein Tor erkannt hatten, ging die Partie nach einer mehrminütigen Unterbrechung und unter heftigen Protesten der Hansa-Spieler mit Einwurf für den FCH weiter.
Löwen verteidigten in Halbzeit zwei mit Katz und Maus
Zumindest was das Handspiel anbelangt eine klare Fehlentscheidung, Glück für die Gäste aus München. Bei den Zuschauern war der Mann in schwarz spätestens jetzt völlig unten durch…. Der FC Hansa versuchte jetzt mit Wut im Bauch noch den Siegtreffer zu landen, biss sich aber an clever und leidenschaftlich verteidigenden Löwen zumeist die Zähne aus. Nach der gelb-roten Karte für Phillipp Steinhart (84. Minute), bei der die Löwen bei der ersten gelben Karte mit dem Schiedsrichter haderten warf die Kogge nochmal alles nach vorne.
Die beiden in der Schlussphase von Jens Härtel eingewechselten Spieler, Ex-Löwe Korbinian Vollmann und der monatelang verletzt ausgefallene Slowene Nik Omladic scheiterten jedoch am Körpereinsatz von Marius Willsch bzw. am erneut stark reagierenden Marco Hiller. So blieb es nach spannenden und teils sehr hektischen aber kurzweiligen neunzig Minuten bei der Punkteteilung zwischen den beiden Mannschaften. Für den FC Hansa eher zwei verlorene Punkte.