Saarbrücken stellt Weichen – doch die Zukunft bleibt offen

Der 1. FC Saarbrücken hat auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine umfassende Neuordnung beschlossen. Das Votum schafft klare Strukturen, aber auch neue Fragezeichen. Vor allem die Finanzierung und die DFB-Lizenzsicherheit für die Saison 2026/27 sind derzeit ungeklärt.

Kompaktere Führung, neuer Aufsichtsrat – viele To-dos

Die Satzung wird angepasst: Künftig soll ein verkleinertes Präsidium arbeiten, flankiert von einem neuen Aufsichtsrat. Dieses Gremium bestellt drei hauptamtliche Geschäftsführer. Mit dem organisatorischen Umbau rücken jedoch die Kernfragen in den Fokus: Wie sieht das Budget nach dieser Saison aus – und welche Mittel stehen in Liga3 langfristig bereit?

Schlüsselthema Finanzierung: Bleibt Ostermann an Bord?

Ungewiss ist, ob der scheidende Präsident Hartmut Ostermann (73) sein Engagement als Hauptsponsor fortsetzt. Bislang fließen rund 6 Mio. € pro Jahr. Aus dem Umfeld weiterer genannter Unterstützer liegen derzeit keine belastbaren Zusagen vor. Fällt Ostermanns Beitrag weg, wächst das Lizenzrisiko für den FCS spürbar. Eine reguläre Mitgliederversammlung noch im Dezember 2025 gilt wegen der sechswöchigen Bewerbungsfrist für Aufsichtsratskandidaten als kaum umsetzbar. Realistischer erscheint eine Jahreshauptversammlung im Januar.

Lizenzdruck: Fristen, Gremium, Geschäftsführung

Selbst bei einem Termin noch 2025 wäre der Ablauf eng getaktet: Nach der Wahl müsste der Aufsichtsrat rasch drei Geschäftsführer einsetzen. Diese hätten die Lizenzunterlagen bis zum 1. März abzugeben, inklusive eines aktuell noch offenen Budgets. (Die DFB-Lizenzrichtlinien sehen die Einreichung für 3.-Liga-Klubs regulär bis 1. März vor.)

Belastete Beziehungen: Bruchlinien zwischen Lagern

Nach dem Beschluss ließ Ostermann durchblicken, dass er mit dem künftigen Aufsichtsrat in der jetzigen Konstellation keine tragfähige Basis sieht. Auch die Initiative „Zukunft Blau-Schwarz“ nimmt die verhärteten Fronten wahr. Die politische Gemengelage erschwert schnelle Lösungen. Als einzige kurzfristige Absicherung für die Lizenz gilt eine Bonitätserklärung Ostermanns. Angesichts der aktuellen handelnden Personen wirkt dieses Szenario jedoch nahezu ausgeschlossen.

„System Victor’s“ abgewählt – Finanzielle Verantwortung ungeklärt

Im Ostermann-Lager stößt auf, dass das System Victor’s abgewählt wurde: Strukturen sollen enden, das Unternehmen aber weiter zahlen. Diese Spannungslinie verschärft sich mit dem fortschreitenden Zeitdruck Richtung Lizenztermin. In der Tabelle der dritten Liga liegt der FCS nach 11 Spieltagen im oberen Bereich – 3. Platz, 19 Punkte – was die sportliche Ausgangslage positiv erscheinen lässt, die wirtschaftlichen Hausaufgaben aber nicht ersetzt.

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