TSV-1860-Präsident Gernot Mang hat gegenüber der „AZ“ erläutert, wie der Klub das traditionsreiche Grünwalder Stadion in Giesing weiterentwickeln will und wie der Balanceakt zwischen Vereinsseele und wirtschaftlicher Vernunft in der 3. Liga gelingen kann. Sein Leitmotiv: ein Fußballstadion mit Charakter, keine seelenlose Mehrzweckarena.
Vision: Kapazität, Charakter, Nachhaltigkeit
Mang skizziert ein modernisiertes Sechzger, das die Identität des Vereins atmet. Anvisiert wird eine Kapazität von rund 25.000 Plätzen, perspektivisch könnte auch die Marke von 30.000 Zuschauern erreichbar sein. Die ikonische Westkurve soll im Kern erhalten, jedoch überdacht werden. Ziel ist ein städtisches Schmuckstück, das langfristig CO₂-neutral betrieben und als mögliches Wahrzeichen Münchens wahrgenommen wird.
Klarer Standortbekenntnis: Giesing bleibt die Heimat
Das Präsidium stellt sich geschlossen hinter Giesing. Eine neu eingesetzte Stadionkommission unter Leitung von Golf-Abteilungschef Walter Lechner koordiniert die nächsten Schritte. Um mehr Gestaltungsspielraum und bessere Vermarktung zu bekommen, strebt der TSV 1860 an, das Grünwalder per Erbbaurecht von der Stadt zu übernehmen.
Finanzen & Fahrplan: Von Gesprächen zu Gutachten
Die Finanzierung ist noch nicht final durchdekliniert. Laut Mang laufen jedoch wöchentliche Gespräche mit der Stadtspitze, die Atmosphäre mit Oberbürgermeister Dieter Reiter sei konstruktiv und offen. Konkrete To-dos: Ein Lärmschutzgutachten wird beauftragt, geplant ist ein Umbau im Bestand. Bis Ende November sollen belastbare Zahlen vorliegen, eine Machbarkeitsstudie wird für März anvisiert.
Tradition vs. Kommerz: Der notwendige Spagat in Liga3
Für Mang ist Tradition kein Hemmschuh, sondern Fundament, sie stifte Stabilität, Glaubwürdigkeit und Identität. Gleichzeitig verlangt der Profifußball in der Dritten Liga wirtschaftliche Schlagkraft: Ein modernes Stadion, zusätzliche Einnahmequellen, Sponsoren und – punktuell – Investoren sind Bausteine, ohne die es nicht geht. Leitplanke bleibt dabei „wirtschaftliche Vernunft“: Schritt für Schritt, ohne die DNA des Vereins preiszugeben. Oder zugespitzt: „Ich möchte ein Stadion, keine Arena.“
Nächste Schritte im Überblick
- Erbbaurechts-Option mit der Stadt konkretisieren
- Lärmschutzgutachten beauftragen, Umbau im Bestand planen
- Zahlenpaket bis Ende November finalisieren, Machbarkeitsstudie bis März abschließen
- Vermarktungsstrategie für Liga3 schärfen (Hospitality, Sponsoring, nachhaltiger Betrieb)
