Frischer Wind in Ulm: Pavel Dotchev hat am Montag erstmals das Training des SSV Ulm 1846 Fußball geleitet, mit einer klaren Mission in der dritten Liga. Der 60-jährige Bulgare, Rekordtrainer der 3. Liga und bis 2027 unter Vertrag, will die Ulmer Spatzen stabilisieren und Schritt für Schritt aus der Gefahrenzone führen. Im Gespräch mit „SWR“ Aktuell skizziert er, worauf es jetzt ankommt: Intensität, Glaube an die eigene Stärke und Zählbares bis zur Winterpause.
Erster Eindruck: „sehr guten Zustand“
Auf die Frage nach dem Teamzustand nimmt Dotchev seinen Kader in Schutz: “Die Mannschaft ist für mich in sehr guten Zustand. Ich habe nicht das Gefühl, dass die Mannschaft nicht fit ist oder keinen Willen hat. Die Jungs haben heute sehr intensives Training gemacht, das freut mich und ich bin sehr zufrieden mit dem Training heute.” Sein Fazit nach Einheit eins: Die Basis stimmt, nun braucht es Ergebnisse.
Kurzfristiges Ziel: Polster bis zur Winterpause
Womit startet die Aufholjagd in Liga3? Mit Punkten, sagt der Coach: “Kurzfristig wollen wie natürlich genug Punkte bis zur Winterpause holen, um ein bisschen Winterspeck zu haben.” Inhaltlich will Dotchev in der Vorbereitung „ein paar Schrauben drehen“. Entscheidender Hebel sei jedoch Psychologie: Selbstvertrauen stärken, positive Impulse setzen, ein Trainerwechsel könne oft genau das auslösen.
Umgang mit der Negativserie
Die jüngsten Pleiten ordnet Dotchev nüchtern ein: “Es gibt eben Spiele, wo gar nichts funktioniert. Das Spiel gegen Verl zum Beispiel. Gegen Stuttgart ging es dann weiter bergab. Und dann kam Rostock mit breiter Brust, im Aufwind, nach Ulm. Solche Situationen gibt es im Fußball. Es gibt eine negative und es gibt eine positive Spirale. Jetzt ist hier bei uns leider Gottes die negative Spirale. Das müssen wir jetzt schnell abfangen.”
Mentalität-Modus: „nur Endspiele“
Dotchev verschärft die Marschroute: “Wir werden jetzt fast nur Endspiele haben. Seine Erfahrung aus zahlreichen Stationen in der 3. Liga soll Orientierung geben: “Ich habe die Situation schon oft erlebt mit mehreren Vereinen. Ich weiß, dass wir jetzt in einer Situation sind, in der wir keinen Raum mehr haben, Fehler zu machen. Wir haben schon genug Fehler gemacht. Wir werden jetzt fast nur Endspiele haben. Wir müssen versuchen an uns glauben, uns auf uns zu konzentrieren, nicht auf die Konkurrenz zu gucken, sondern von Spiel zu Spiel schauen.”
Der Zusammenhalt sei nun oberstes Gebot: “Uns kann kein anderer helfen, wir müssen uns selber helfen und wir müssen eng zusammenrücken. Die Mannschaft muss auch an sich glauben. Ich versuche jetzt der Mannschaft diesen Glauben zu schenken.”
Kurzprofil Pavel Dotchev
Der 60-Jährige gilt als ausgewiesener Drittligaspezialist und betreute in Deutschland unter anderem Teams wie Erzgebirge Aue, SC Paderborn, Hansa Rostock, Viktoria Köln und MSV Duisburg. In Ulm unterschrieb er bis 2027, ein klares Zeichen für Kontinuität über den kurzfristigen Klassenerhalt hinaus.
Was jetzt zählt für die Ulmer Spatzen
- Stabilität & Intensität: Trainingsniveau hochhalten, einfache Fehler minimieren.
- Psychologie: Selbstvertrauen zurückerobern, Fokus auf das nächste Spiel statt auf die Tabelle.
- Punkte-Polster: Bis zur Winterpause Zählbares sammeln – der „Winterspeck“ als Absicherung im Abstiegskampf der 3. Liga.
