Bei Rot-Weiss Essen, einem der großen Traditionsvereine der dritten Liga, ist nach dem Skandal um einen sexistischen Flyer im Block W2 eine breite Gegenreaktion entstanden. Unter dem Namen „RWE für Toleranz“ haben sich Fans zusammengeschlossen, die beim Heimspiel gegen Energie Cottbus ein weithin sichtbares Zeichen für Respekt und Gleichberechtigung setzen wollen – und damit bewusst ein Signal über Essen und die 3. Liga hinaus senden.
Reaktion auf sexistischen Flyer im Block W2
Auslöser der Bewegung war ein im ganzen Land diskutierter Flyer, der im Stehblock W2 verteilt wurde. Darauf fanden sich unter anderem Sprüche wie „Keine Weiber in den ersten Reihen“. Für viele Anhängerinnen und Anhänger von Rot-Weiss Essen war damit eine Grenze überschritten. Statt das Thema versanden zu lassen, entstand kurz nach dem Heimspiel gegen Schweinfurt die Initiative „RWE für Toleranz“, die sich klar gegen Sexismus in der Kurve positioniert.
Geplante Aktion gegen Cottbus: Frauen nach vorne
Beim Heimspiel gegen Energie Cottbus (Sonntag, 19.30 Uhr) will die Gruppe ein deutliches, gemeinschaftliches Zeichen setzen, wie aus einem Bericht der „WAZ“ hervorgeht. „Gegen Cottbus planen wir ein sichtbares, gemeinsames Zeichen direkt unter der Westtribüne und später auf den Reihen der West“, erklärt die Initiative auf Anfrage.
Bereits beim Einsingen sollen Frauen bewusst die vorderen Reihen einnehmen, genau dort, wo der Flyer sie zuvor aus der Kurve verbannen wollte. Eine Grafik, die die geplante Choreographie visualisiert, befindet sich in Vorbereitung. Zusätzlich werden Fans aufgerufen, eigene Banner und Schwenkfahnen mitzubringen, solange diese klar den Verein und die gemeinsame Botschaft repräsentieren. Entscheidender Punkt für die Organisatoren: „Es geht um ein Zeichen, nicht um eine Konfrontation.“
Von wenigen Frauen zu einer breiten Faninitiative
Gestartet ist „RWE für Toleranz“ direkt nach dem Flyer-Eklat mit nur einer Handvoll Frauen, die sich spontan vernetzt haben. Inzwischen ist daraus ein fester Kreis geworden:
„Mittlerweile sind einige Personen dazugekommen, mit denen wir uns regelmäßig abstimmen“, berichtet die Initiative. Viele Ideen seien aus dem Austausch und der unerwartet großen Unterstützung innerhalb der Fanszene entstanden.
Der Anlass war für die Gruppe eindeutig „Für uns war klar, dass wir das so nicht stehen lassen können. Der Ruf von RWE hat darunter gelitten, und wir wollten ein starkes, positives Gegensignal setzen, das zeigt, wofür dieser Verein und seine Fans wirklich stehen.“
Täglich gehen nach eigenen Angaben neue Mails ein: „Wir erhalten täglich Mails von weiteren Unterstützerinnen und Unterstützern.“ Viele wollen sich als Unterstützer namentlich anschließen, andere bieten aktiv Hilfe bei der Umsetzung der Aktion an.
Verhältnis zum Verein Rot-Weiss Essen
Direkter Kontakt zum Klub ist bislang noch nicht entstanden. „Bislang gab es keinen Austausch oder Rückmeldung seitens des Vereins“, heißt es aus der Initiative. Rot-Weiss Essen hatte sich allerdings bereits kurz nach Bekanntwerden des Flyers öffentlich klar gegen Sexismus und Diskriminierung positioniert. Als Drittligist mit einer der größten Kurven im deutschen Profifußball steht RWE ohnehin unter besonderer Beobachtung, wenn es um Themen wie Fankultur, Vielfalt und gesellschaftliche Verantwortung in Liga3 geht.
Signalwirkung über Essen hinaus – für Frauen in den Kurven
Die Faninitiative spürt längst, dass das Thema weit über die Stadtgrenzen hinaus wirkt: „Wir haben auch überregional Rückmeldungen und Anfragen von anderen Initiativen erhalten. Das Interesse ist groß.“ Ob „RWE für Toleranz“ dauerhaft zu einer bundesweit organisierten Struktur wird, lässt die Gruppe noch offen. Vorrang habe zunächst die Aktion in Essen und ein deutliches Statement im eigenen Stadion. Das Ziel ist klar formuliert: „Wenn es uns gelingt, dort ein starkes und sichtbares Zeichen zu setzen, kann das ein Impuls für Frauen in Kurven in ganz Deutschland sein.“
