Ein vermeintlicher Protest im Umfeld von Rot-Weiss Essen (3. Liga) war offenbar nie real. Nach sexistischen Flyern mit der Aufschrift „Keine Frauen in den ersten Reihen“ kursierte eine angebliche Gegenaktion von RWE-Fans, doch hinter dem Vorhaben sollen Ultras des MSV Duisburg gesteckt haben. Die Täuschung wurde nun öffentlich gemacht und wirft Fragen nach der Glaubwürdigkeit der Quelle und nach der Berichterstattung auf.
Ausgangspunkt: Sexistische Flyer und eine erfundene Gegenreaktion
Im Essener Stadion sorgte zunächst die Parole „Keine Frauen in den ersten Reihen“ für Empörung. Anschließend riefen vermeintliche RWE-Anhänger dazu auf, beim Heimspiel gegen Energie Cottbus die ersten Reihen ausschließlich von Frauen besetzen zu lassen. Die Idee verpuffte und inzwischen ist klar: Eine echte Aktion war nie geplant.
Enthüllung im Stadion: Duisburger Ultras übernehmen
Bei einem Heimspiel des MSV Duisburg präsentierten die Ultras auf der Tribüne ein mehrteiliges Banner, das die Inszenierung offenlegte. Damit machten sie publik, dass die vermeintliche Essener Aktion wohl aus Duisburger Kreisen stammte und sogar Medien auf die falsche Fährte geführt hatte.
Spuren im Netz: Website mit Ultras-Logo
Eine begleitende Webseite zur angeblichen RWE-Initiative wurde nachträglich verändert. Nun ist dort unter anderem das Emblem der „Proud Generation Duisburg Ultras“ zu sehen, ein weiterer Hinweis auf die tatsächliche Urheberschaft. Auch der Name „Frau Görke“ tauchte im Stadionbanner auf; unter diesem Namen hatte eine angebliche Mitorganisatorin Kontakt zu Redaktionen gehalten.
Offene Fragen: Stellungnahme angefragt
Der „WDR“ hat die angegebenen Kontakte der angeblichen Organisatoren um eine Stellungnahme gebeten. Eine Rückmeldung steht aktuell noch aus. Bis dahin bleibt die Causa ein Lehrstück dafür, wie schnell scheinbar authentische Faninitiativen Glaubwürdigkeit entfalten und wie wichtig saubere Verifikation ist.
Kontext: Rivalität und Fanmilieu im Ruhrgebiet
Das Revier zählt zu den dichtesten Fußballregionen Deutschlands. Zwischen den Szenen von Rot-Weiss Essen und dem MSV Duisburg bestehen seit Jahren Reibungspunkte, die sich bei Duellen und in der Fankultur widerspiegeln. Der aktuelle Vorfall reiht sich in diese Rivalität ein und zeigt, wie Aktionen jenseits des Rasens diskursive Dynamiken in der 3. Liga prägen.
