Beim TSV 1860 München wächst vor dem Auswärtsspiel in Aue der Druck. Trainer Patrick Glöckner bleibt zwar im Amt, vorerst. Präsident Gernot Mang lässt die Tür für Veränderungen bewusst offen, Geschäftsführer Christian Werner spricht von einem „Stand jetzt“.
Beim TSV 1860 München brodelt die Trainerdebatte: Nach dem 1:2 in Rostock und dem 1:5 gegen Hoffenheim II steht Chefcoach Patrick Glöckner unter genauer Beobachtung. Während die Löwen am Dienstagvormittag an der Grünwalder Straße trainierten und abends den traditionellen Wiesn-Besuch absolvierten, sendeten Vereinsführung und Trainerteam gemischte Signale. In der dritten Liga wird das Auswärtsspiel in Aue am Samstag (27. September, 14:03 Uhr) zum Richtungsweiser – sportlich wie personell.
Was die Verantwortlichen sagen
Glöckner stellte sich vor die Mannschaft – und vor sein Amt: „Ich mache so lange meinen Job hier, so lange ich Cheftrainer bin. Aktuell bin ich Cheftrainer.“ Und weiter: „Es soll auch so bleiben, dass ich Cheftrainer bin. Die Mannschaft und ich haben ein Top-Verhältnis.“ Präsident Gernot Mang bleibt bewusst vage: „Wir halten uns alle Optionen offen, das sage ich ganz bewusst.“
Geschäftsführer Sport Christian Werner beschreibt den Prüfmodus: „Wir sind in der Situation, dass wir gerade alles analysieren, wir schauen uns jede Trainingseinheit an. Stand jetzt fahren wir mit Paddy am Freitag nach Aue.“ Zugleich mahnt er Konsequenzen an: „Nach so einem Spiel kann man natürlich nicht so weiter machen, als wäre nichts passiert.“
Sportliche Baustellen: Matchpläne greifen nicht
Die vergangenen Partien offenbarten strukturelle Probleme. Gleich drei Wechsel zur Pause in Rostock und sogar vier gegen Hoffenheim II belegen die intensive Suche nach funktionierenden Abläufen. Führungsspieler Florian Niederlechner steht dabei besonders in der Pflicht, auch, weil Kapitän Jesper Verlaat verletzt fehlt und Stabilität in der Achse verloren geht. Niederlechner suchte nach dem Training das Gespräch mit Fans, sprach offen über die Enttäuschung der letzten Auftritte und verurteilte Beleidigungen einzelner deutlich.
Kurzprofil Niederlechner: Langjähriger Bundesliga-Stürmer (u. a. Freiburg, Augsburg, Hertha), bringt Erfahrung und Abschlussstärke – genau jene Qualitäten, die die Löwen in der 3. Liga jetzt brauchen.
Blick nach vorn: Aue als Richtungsentscheidung
Am Samstag wartet mit Erzgebirge Aue ein robuster Gegner und ein echter Formmesser für Team und Trainerteam. Ein Auswärtssieg könnte die Diskussionen kurzfristig beruhigen und Selbstvertrauen zurückbringen. Ein weiterer Rückschlag würde die Personaldebatte in Liga3 dagegen noch einmal anheizen. Für Glöckner gilt: Leistung, Körpersprache und Klarheit im Matchplan müssen sitzen.
Einschätzung: Was 1860 jetzt braucht
Taktische Stringenz vom Anpfiff weg und klare Rollenverteilung. Niederlechner als Fixpunkt im Angriff, dahinter ein kompaktes Zentrum, das zweite Bälle einsammelt. Standards könnten zum Gamechanger werden, einfache Lösungen, hohe Effektivität. Gelingt ein kontrollierter Auftritt, ist die Chance groß, das sportliche Narrativ wieder selbst zu bestimmen, in der dritten Liga zählt jetzt jeder Punkt doppelt.