Im Umfeld von Rot-Weiss Essen (RWE) kochte die Debatte um Sexismus zuletzt hoch. Ein vom Fanbündnis „RWE für Toleranz“ geplanter sichtbarer Protest im Stadion an der Hafenstraße sollte ein starkes Zeichen setzen, doch die Resonanz während der Drittligapartie gegen Energie Cottbus blieb weit hinter den Erwartungen zurück.
Hintergrund: Sexistische Flyer lösten Empörung aus
Ausgangspunkt war das Heimspiel gegen Schweinfurt, bei dem anonyme Flyer mit der Parole „Keine Weiber in die erste Reihe“ auftauchten. Dieser Spruch sorgte in der RWE-Familie und darüber hinaus für Entrüstung und löste eine breite Diskussion über Rollenbilder auf den Rängen aus und das nicht nur in der 3. Liga.
Geplante Fan-Aktion – und die Ernüchterung
Das Bündnis „RWE für Toleranz“ hatte Frauen dazu aufgerufen, in den ersten 19 Minuten und 7 Sekunden bewusst die vorderen Reihen der Westtribüne zu besetzen, um Präsenz zu zeigen und ein Gegensignal zu setzen. Im Stadionbild änderte sich jedoch kaum etwas: Es waren weiterhin überwiegend Männer und nur wenige Frauen in den ersten Reihen zu sehen. Banner oder Plakate waren ebenfalls nicht zu sehen. Die aktive Fanszene und die Ultras hatten im Vorfeld betont, ihre Plätze nicht freizugeben und die Aktion nicht zu unterstützen.
Klub-Statement: Klare Kante gegen Diskriminierung
Der Verein positionierte sich bereits vor dem Spiel mit einem unmissverständlichen Statement gegen die Inhalte des Flyers: „Rot-Weiss Essen distanziert sich ausdrücklich und unmissverständlich von allen auf dem Flyer genannten Inhalten, die im Widerspruch zu den Werten unseres Vereins stehen. Rassistische, sexistische oder sonstige diskriminierende Haltungen haben bei Rot-Weiss Essen keinen Platz – weder auf den Rängen noch irgendwo anders im Umfeld unseres Vereins“, schrieb RWE.
Sportliches Ergebnis rückt in den Hintergrund
Auf dem Platz unterlag RWE Energie Cottbus mit 2:3. Das ist sportlich schmerzlich, kommunikativ aber nur ein Nebengeräusch: Die Diskussion über Sexismus im Fußball und die Kultur auf den Stehplätzen der 3. Liga wird nach der gescheiterten Zeichen-Aktion wohl weitergehen.
Einordnung: Was jetzt wichtig wird
Dialog statt Fronten: Ein runder Tisch zwischen Verein, „RWE für Toleranz“, aktiver Szene und Fanbeauftragten könnte tragfähige Maßnahmen hervorbringen.
Sichtbarkeit erhöhen: Wiederkehrende, niedrigschwellige Formate (z. B. Aktionsspieltage, Workshops, Stadionansagen) statt einmaliger Symbolik.
Vorbildfunktion nutzen: Spielerinnen und Spieler aus dem RWE-Umfeld sowie Klublegenden als Botschafter:innen können Haltung in Liga3 prominent machen.
