Beim SSV Ulm herrscht Alarmstufe Rot: Sechs Niederlagen in Folge, ein personeller Umbruch auf der Führungsebene und Abstiegskampf in der 3. Liga. Ausgerechnet jetzt wartet das emotionale Wiedersehen mit 1860 München. Ulm-Kapitän Dennis Dressel, der von 2007 bis 2022 ein „Urlöwe“ war, ordnet die Lage ein und erklärt, warum Sechzig für ihn „immer eine Option“ bleibt.
Ulms Brandherd: Ergebnisse, Entlassungen, Neuanfang
„Beim SSV Ulm ist sehr viel passiert, wahrscheinlich einmalig im deutschen Profifußball“, sagt Dressel in einem Interview mit dem „Münchener Merkur„. Ein Brandbrief zweier Profis an den Aufsichtsrat, die Trennung von Trainer und Geschäftsführer, „es ist viel passiert“. Der Verein habe reagiert, um „einen neuen Impuls zu setzen“. Die Mannschaft weiß, dass „die Alarmglocken schrillen“, und befindet sich mit neuer Führung „im Neuaufbau“. Sportlich zählt jetzt nur ein Befreiungsschlag in der 3. Liga.
Erstes Pflichtspiel gegen den Ex-Klub
Für Dressel ist das Duell etwas Besonderes, denn er trifft erstmals in einem Pflichtspiel auf seinen Heimatverein 1860. Die Nachfrage nach Tickets liegt „im mittleren zweistelligen Bereich“ und das gesamte Umfeld fiebert mit. Gleichzeitig sieht er eine Chance: Die dritte Liga sei „enorm ausgeglichen“ und die Löwen seien auswärts „nicht gut drauf“. Mit den eigenen Fans im Rücken wolle Ulm „als Gewinner vom Platz gehen“.
Kopf frei bekommen – und Dotchev bringt Ruhe
Für den Kapitän ist die Ulmer Blockade vor allem mental: „Wir brauchen ein Erfolgserlebnis, vor allem für den Kopf.“ Das Team könne Fußball spielen, „aber aktuell ist der Kopf blockiert“. Hoffnungsträger ist der neue Coach Pavel Dotchev, Rekordtrainer der Liga. Er habe „schon vieles erlebt, weiß, wie Abstiegskampf funktioniert“ und bringe „Ruhe in diese schwierige Situation“. Das Ziel lautet: „Bis Weihnachten eine gute Serie hinlegen.“
1860s Transferoffensive und Dressels Zukunftsfrage
Die Löwen haben im Sommer namhaft aufgerüstet, unter anderem mit Rückkehrern, die den Klub verkörpern. Grundsätzlich gefällt Dressel dieser Weg, in der 3. Liga entscheide jedoch die Mentalität. Und privat? Eine Rückkehr nach Giesing schließt er nicht aus: „1860 München ist für mich immer eine Option.“ Zugleich stellt er klar, dass jetzt „nur das Wohl des SSV Ulm“ zähle: „Wir sind in einer beschissenen Situation, es geht ums Überleben. Jeder Punkt zählt.“
Matchplan: Intensität, Zweikämpfe – und vielleicht reicht ein 1:0
Um die namhafte Offensive von Sechzig zu bändigen, verlangt Dressel maximale Präsenz: „Wir dürfen diese starken Offensivspieler nicht zum Zug kommen lassen, sondern müssen aggressiv in die Zweikämpfe gehen.“ Er erwartet ein „brutal intensives“ Spiel und hält es für möglich, dass ein 1:0 bereits über Sieg oder Niederlage entscheiden kann. Ob er dafür die roten Schuhe schnürt, lässt er offen: „Das hängt davon ab, welche am besten eingespielt sind.“
Kurzprofil Dennis Dressel
Position: Zentrales/defensives Mittelfeld
Ausbildung: TSV 1860 München (2007–2022), dort vom Nachwuchs bis zu den Profis
Aktuell: Führungsspieler und Kapitän beim SSV Ulm
Stärken: Spielintelligenz, Pressingresistenz, Standards; gilt als Mentalitätsspieler mit Torgefahr aus der zweiten Reihe
