Nach Attacke auf Aue-Fans in Aachen: Ermittler identifizieren wohl weitere Verdächtige

Zwei Monate nach dem Überfall auf Anhänger von Erzgebirge Aue in Aachen laufen die Ermittlungen weiter. Laut Staatsanwaltschaft ist der Fall, der bundesweit für Aufsehen sorgte, noch nicht abgeschlossen. Neben einem möglichen Strafverfahren stehen für die Beschuldigten auch bundesweite Stadionverbote im Raum, ein heikles Thema im Umfeld der 3. Liga.

Der Tathergang am 30. September

Nach einem verlorenen Heimspiel wurden gegen 21.30 Uhr an der Kreuzung Krefelder Straße/Eulersweg ein Pkw und ein Kleinbus von etwa zehn Vermummten attackiert. Die Polizei sprach von einem „gezielten Angriff“. Dabei gingen Scheiben zu Bruch und an dem Pkw wurde gewaltsam eine Fahrzeugtür geöffnet, um einen Rucksack aus dem Auto zu rauben. Im Kleinbus saßen acht Personen, im Pkw vier Gästefans. Vier Aue-Anhänger erlitten leichte Schnittverletzungen durch Glassplitter.

Erster Zugriff – und digitale Spuren

Unmittelbar nach der Attacke nahm die Polizei vier junge Männer in Gewahrsam. Nach einer Nacht im Arrest wurden sie entlassen; per richterlicher Anordnung wurden ihre Mobiltelefone dennoch beschlagnahmt. Erste Auswertungen liegen inzwischen vor, „aus denen sich auch beweisrelevante Erkenntnisse ergeben“, wie aus einem aktuellen Bericht der „Aachener Zeitung“ hervorgeht. Parallel stellten Ermittler DNA-Spuren und Fingerabdrücke sicher.

Verdachtslage: fünf weitere Namen, schwierige Zuordnung

Durch Zeugenaussagen sowie ausgewertete Videos und Chatverläufe gerieten fünf weitere Männer in den Fokus. Die entscheidende Hürde bleibt die individuelle Tatzuordnung: Die Angreifer waren vermummt, das Bildmaterial ist nicht gestochen scharf, die Beweisführung ist dadurch komplex.

Reaktion von Alemannia Aachen

Alemannia bot den Gästen aus dem Erzgebirge Übernachtungen oder einen Mietwagen für die rund 600 Kilometer weite Heimreise an. Der beschädigte Pkw war wohl nicht mehr reparabel; der vom Handballklub BSG Wismut Aue geliehene Kleinbus blieb fahrbereit. Auf der Klub-Homepage verurteilte Aachen den „feigen Angriff“ unmissverständlich: „Diese Täter sind nicht Alemannia. Wer Gäste attackiert, greift unseren Verein und unsere Werte an. Sie handeln gegen alles, wofür wir stehen – Respekt, Gastfreundschaft und Fairness“, hieß es.

Mögliche Motive und Parallelen

Offiziell bleibt das Motiv offen; die Beschuldigten schweigen nach Angaben der Staatsanwaltschaft. Teilweise sind sie polizeibekannt. Denkbar ist eine Verwechslung mit einem Fahrzeug, das Zaunfahnen transportierte. Hintergrund: In der Woche zuvor wurden in Aue an einer Privatadresse Zaunfahnen von drei Ultra-Gruppen gewaltsam entwendet – auch hierzu ermittelt die Polizei.

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