Kommentar: Dynamo Dresden kämpft gegen den Abstieg

Nach 4 Jahren in der zweithöchsten Spielklasse Deutschlands muss die Sportgemeinschaft Dynamo Dresden den Weg in die dritte Liga antreten. Ein Abstieg, der für viel Diskussion sorgt und auch in Zukunft sorgen wird. Die Ungerechtigkeit im Fußball kommt einmal mehr zur Geltung. Nun wehrt sich Dynamo Dresden.

Sportlich in der Hinrunde abgestiegen

Aber erst einmal chronologisch und von vorn betrachtet. Die SG Dynamo Dresden stand nach einer desaströs gespielten Hinrunde auf dem letzten Platz der Zweitliga Tabelle und das vollkommen verdient. Die SGD war nach 17 Spielen mit lediglich 13 Punkten und einem Abstand von 5 Zählern auf das rettende Ufer das abgeschlagene Schlusslicht. An dieser Stelle hat Dynamo den Grundstein für den Abstieg in die dritte Liga gelegt. Eine Saison besteht aber nicht nur aus der Hinrunde, sondern bekanntermaßen auch aus einer Rückrunde. In diese startete Dresden famos, die Neuzugänge und Korrektur der Transferpolitik aus dem Sommer hatte sich ausgezahlt und Dresden stand auf einmal nur noch einen Punkt hinter dem Relegationsplatz, mit dem Derbysieg am letzten Spieltag vor der Coronapause lebte die Hoffnung in Dresden mehr denn je.

Dann kam die coronabedingte Zwangspause, die Dynamo Dresden das Genick brach und das wacklige Kartenhaus, welches den Klassenerhalt stützen sollte zum Einsturz brachte.

Jetzt kommen wir hier allerdings an einen Punkt, wo jeder Fußballfan die Sache nüchtern und sachlich betrachten sollte. Fakt ist: Dynamo Dresden hat in der Hinrunde den Grundstein für den Abstieg geschaffen, sich dann allerdings in den Abstiegskampf gebissen.

Dynamo musste in Quarantäne

Aufgrund von 5 bestätigen Coronafällen (4 Spieler und 1 Betreuer) musste die Sportgemeinschaft in eine 14-tägige häusliche Quarantäne. Wichtig: Die Quarantäne wurde nicht von der SGD festgelegt, sondern vom Gesundheitsamt Dresden, da die Kontaktverfolgung bei einem Coronafall nicht eindeutig nachvollziehbar war.
Vorwürfe, dass sich Dynamo nicht an Hygienemaßnahmen gehalten habe, sind absurd. Auch bei anderen Vereinen, wie Aue oder Köln gab es Coronafälle. Nur war zudem Zeitpunkt, anders als bei Dynamo noch kein Mannschaftstraining zugelassen, sodass nur die betroffene Trainingsgruppe in Quarantäne musste und nicht die komplette Mannschaft.

Aus Solidarität mit den anderen Zweitligisten hatte die SGD allerdings zuvor schon die Zustimmung zum Restart gegeben und einem Abschluss der Saison bis zum 30.06.20, das wurde nun zum Verhängnis. Während die Spieler der SGD auf Fahrrädern oder Kraftkreis per Videochat eine Vorbereitung absolvierten, die man eigentlich nur bestreitet, wenn man vielleicht die Tour de France fahren will, konnten alle anderen 17 Zweitligisten problemlos trainieren und ihre Spiele austragen. Dynamo war im Nachteil.

Die Mammutaufgabe für Dresden

Dynamo Dresden musste nun 8 Spiele in 21 Tagen absolvieren, eine Herkulesaufgabe. Ein Antrag, dass Dynamo Dresden die Spiele auch nach dem 30.06.20 absolvieren kann, lehnten bis auf 3 Vereine, alle anderen Zweitligisten ab. So viel zum Thema Solidarität. Ein fairer Wettbewerb war nun also dahin.

Es war realistisch betrachtet nicht möglich das Programm in bester Leistung zu absolvieren. Stimmen die nun sagen, dass die Spieler doch Profis wären und jeder andere „normale“ Arbeitnehmer doch auch eine 40 Stunden Woche hätte, sollen sich doch bitte einmal selbst alle 3 Tage für 90 Minuten auf den Platz stellen und von ihrem Körper Höchstleistungen verlangen. Auch der Körper eines Leistungssportler hat seine Grenze und da hilft auch keine hohe Bezahlung oder tägliches Training.

Dynamo kämpft gegen den Abstieg

Dynamo Dresden ist abgestiegen, sportlich haben sie es sich aufgrund der Hinrunde ganz klar verdient. Die Umstände in der Rückrunde waren allerdings sehr ungünstig. Jegliche Klagen gegen den DFB und die DFL sind richtig und notwendig, auch wenn der Erfolg sehr gering sein wird. Dynamo selbst wird vermutlich auch nicht zwingend auf einen Ligaverbleib zielen, sondern gegebenenfalls auf finanzielle Entschädigung. Ein Antrag für die Aufstockung der Liga und das Aussetzen des Abstieges für die Saison 19/20 hat der DFB abgelehnt.

Der Neuanfang in Liga Drei wird Dynamo allerdings gut tun. Der Kader sieht bis zum heutigen Stand (26.07.20) durchaus beachtlich und konkurrenzfähig aus. Ralf Becker, Sportgeschäftsführer und Nachfolger von Ralf Minge hat bisher einen guten Job gemacht. Nun bleibt abzuwarten, wie sich der Kader in der dritten Liga schlägt.

Ein fader Beigeschmack bleibt dennoch und die Ungerechtigkeit im Fußball wird leider einmal mehr deutlich. Ob es Mannschaften wie Borussia Dortmund oder Bayern München auch so ergangen wäre? Fraglich.

1 Kommentar

  1. Dankeschön. Sehr faire Betrachtung.
    Dresden ist und wird nicht der einzige Verein sein der in Sachen Sportlichkeit und Fairness mit an Verachtung grenzender Überheblichkeit der Herren Seifert & Co Mundtot gemacht wird. Es werden noch ein paar andere folgen.
    Aber, ein Wehrhafter Anfang ist mit der Klage gemacht und wenn diese Ungleichheit ersteinmal Ligaübergreifend auch (Sportlich) größere Vereine trifft, werden hoffentlich nicht nur die Tage dieser Selbstherrlichkeit vorüber sein sondern auch ein Umdenken einsetzen.

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