TSV 1860 e.V. mit knapp 1,5 Mio. Euro Minus: Warum das NLZ die Löwen-Kasse belastet

Wie die „SZ“ berichtet, ist die Fußballabteilung des TSV München von 1860 e.V. deutlich in die roten Zahlen gerutscht. Für das Geschäftsjahr 2023/24 wird demnach ein Minus von rund 900.000 Euro erwartet, für das Geschäftsjahr 2024/25 weitere etwa 500.000 Euro, zusammen also fast 1,5 Millionen Euro. Parallel dazu wurde die Abteilungsführung neu geordnet: Martin Obermüller übernimmt die Leitung, Stephan Sagermann rückt in die Abteilungsführung auf.

Zahlenlage: Einnahmen reichen nicht aus

Obwohl die Fußballabteilung laut SZ jährlich etwa 1,5 Mio. Euro an Mitgliedsbeiträgen generiert, liegen die Ausgaben deutlich darüber. Auch die Frauen- und Mädchenfußball-Sparte soll mit rund 50.000 Euro zum Defizit beigetragen haben. Für einen Traditionsverein mit großer Basis ist das eine spürbare Lücke und eine Belastung für den Gesamtverein.

Hauptursachen: NLZ-Kosten, ungeklärter Servicevertrag, Strukturthemen

Als größter Kostentreiber gilt das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) bis zur U17. Seit dem Doppelabstieg 2017 trägt der e.V. diesen Bereich weitgehend allein. Ein lange diskutierter Servicevertrag mit der KGaA, etwa zur Kosten- und Erlösaufteilung, ist demnach ausgelaufen bzw. nicht erneuert. Kritisch gesehen wird insbesondere, dass der e.V. die NLZ-Ausbildung finanziert, während Transfererlöse entwickelter Spieler bei der KGaA anfallen. Zusätzlich soll der e.V. Gebühren für die Platznutzung am KGaA-Trainingsgelände zahlen.

Externe Effekte: Teurerer Betrieb im Breitensport

Hinzu kommen allgemeine Kostenanstiege, etwa höhere Mindestlöhne für Trainer*innen und gestiegene Energiepreise. Diese Faktoren belasten viele Breitensport-Abteilungen und vergrößern die Finanzierungslücke auch bei den Löwen.

Neue Abteilungsleitung: Aufgaben und Hebel

Mit Martin Obermüller und Stephan Sagermann steht kurzfristig Stabilisierung, mittelfristig Strukturarbeit an. Priorität hat eine verbindliche Regelung mit der KGaA zur NLZ-Finanzierung. Operativ sind drei Handlungsfelder zentral:

  • Kosten priorisieren: Pflichtausgaben sichern, freiwillige Leistungen prüfen.
  • Einnahmen steigern: Mitgliedermodelle, Sponsoring im Liga3-Umfeld, Events und Fördermittel.
  • Fördertöpfe nutzen: Systematisch Anträge und Nachweise managen.

DFB-Nachwuchsfördertopf (3. Liga): So kann der e.V. profitieren

Ein naheliegender Hebel ist der DFB-Nachwuchsfördertopf der dritten Liga. Die Ausschüttungen orientieren sich u. a. an Einsatzminuten von U21-Spielern (Stichtag variiert je Saison) und an Ausbildungsfaktoren. Mehr Spielzeit für eigene Talente kann somit sportlich Sinn ergeben und Teile der NLZ-Kosten refinanzieren. Für TSV 1860 München – mit starker Nachwuchstradition – ist dies eine strategische Stellschraube im Liga3-Kosmos.

Die „finanzielle Schieflage“ entsteht weniger durch einzelne Fehlentscheidungen als durch strukturelle Lasten im NLZ, offene Schnittstellen zum Lizenzbereich (KGaA) sowie allgemeine Kostensteigerungen. Eine klare Vereinbarung zur Kosten-/Erlöslogik, eine konsequente Nutzung von Fördermitteln und eine Talentförderung mit Spielminuten in der dritten Liga sind der Schlüssel zur Entlastung.

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