„Lasst die Kameras im Rucksack“: Hansa verbietet Vlogs

Sportlich läuft es für Hansa Rostock in der 3. Liga, doch abseits des Rasens rumort es: Der Verein verschärft seine Linie gegen Vlogs im Stadion und der langjährige Begleiter „Realmx“ stellt seine Reihe vorerst ein. Der Konflikt legt offen, wie sensibel das Zusammenspiel von Fankultur, Social Media und Vereinsinteressen in Liga3 geworden ist.

Vom treuen Weggefährten zum Schlussstrich

Max, auf YouTube als „Realmx“ bekannt, dokumentierte über Jahre Heim- und Auswärtsfahrten der Kogge, oft gemeinsam mit Bruder Alwin und Freunden. Rund 90.000 Abonnentinnen und Abonnenten schätzten die Nähe und den positiven Blick auf den Klub. Nun zieht er die Reißleine – nicht aus Lustlosigkeit, sondern, wie er im jüngsten Video nüchtern festhält: „Leider ist diese Serie jetzt gerissen. Künftig wird es nicht mehr in dieser Form weitergehen.“

Verein zieht klare Grenzen – Rechte und TV-Partner im Blick

Hansa Rostock kommuniziert inzwischen deutlich, dass filmende Matchbesuche tabu sind. Der Drittligist verweist darauf, dass „Aufnahmen von Spielen und Stadionbesuchen, insbesondere wenn sie nachweislich für kommerzielle Zwecke oder zur Monetarisierung erstellt werden, verstoßen gegen unsere Stadionordnung“. Hintergrund sind der Schutz eigener Rechte sowie die Interessen der TV-Partner. Zudem habe man „zahlreiche Rückmeldungen“ erhalten, Fans fühlten sich durch dauerhaftes Filmen gestört. Entsprechend lautet die Botschaft: Fokus aufs Spiel, Kameras in die Tasche.

Rückhalt aus der Kurve – #freemax trendet

Gleichzeitig formiert sich in der Fanszene Unterstützung für den Creator. Unter #freemax wird gefordert, das Vlog-Verbot zu überdenken. Die Vereinsführung bleibt jedoch auf Kurs: Im Stadion solle die Unterstützung der Mannschaft Priorität haben; Vlogging während des Spiels widerspreche diesem Ansatz in Liga 3.

Vorfall auf der Ulm-Reise und wachsende Belastung

Als Auslöser für die Zäsur nennt Max die Anreise zum Auswärtsspiel in Ulm am 8. November. Seine „Schipper-Crew“ sei im ICE bedroht worden; um eine Eskalation zu vermeiden, stieg die Gruppe am nächsten Bahnhof aus. Der YouTuber beschreibt die Folgen offen – „Uns hat das psychisch zugesetzt“ – und macht klar, dass ihn die Gesamtsituation zum Umdenken bewegt.

Streit um Interview, Geldvorwürfe und mediale Dynamik

Bereits zuvor stand Max im Fokus: Ein Halbzeit-Interview bei MagentaSport in Köln (26. Oktober) sowie ein Podcast-Auftritt sorgten für Diskussionen. Ihm wurde unterstellt, für Auftritte Geld zu verlangen. Das weist er zurück, spricht von „viele falsche Behauptungen“ und betont, es habe nie eine Anfrage von Hansa gegeben. Rückblickend räumt er ein: „Wäre mir bewusst gewesen, welche Konsequenzen das Interview nach sich zieht, hätte ich es vermutlich nicht gemacht.“ Eine „goldene Nase“ verdiene er sich ohnehin nicht; in einem anderen Job verdiene er mehr. Gesprächen, die zu einer Lösung führen könnten, verschließt er sich nicht.

Balanceakt zwischen Reichweite und Regeln

Der Klub verweist darauf, mit verschiedenen Vloggern, darunter (Ex-)Spieler, über die Regeln gesprochen zu haben. Warum die Regularien erst jetzt geschärft wurden, bleibt offen. Klar ist jedoch: Der Fall „Realmx“ ist exemplarisch, in der Vereine Fan-Nähe schätzen, zugleich aber Rechte, Sicherheit und TV-Verträge schützen müssen.

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