3. Liga: Acht Klubs fordern den sofortigen Saisonabbruch

Nachdem sich erst gestern fünf bayrische Drittliga-Klubs für eine Fortsetzung der Saison ausgesprochen haben, halten Magdeburg, Halle, Münster, Chemnitz, Jena, Zwickau und Mannheim einen Abbruch der Saison für die sinnvollste Lösung aller Beteiligten. 

Acht Klubs haben unter dem Titel „Spielbetrieb der 3. Liga in der laufenden Saison einstellen“ ihre Sicht der Dinge zu Wort gebracht und plädieren darauf, die Saison vorzeitig abzubrechen. Es sei der „einzig mögliche Weg, bei dem die gesellschaftlichen Realitäten, der Schutz der Gesundheit und die wirtschaftlichen Notwendigkeiten in Einklang zu bringen sind.“ Die Klubs schlagen außerdem vor, den aktuellen Tabellenstand zu Werten. Demnach soll es zwei Aufsteiger geben und keinen Absteiger.

Neben dem MSV Duisburg, der derzeit die Tabelle der 3. Liga anführt, würde auch der SV Waldhof Mannheim den Gang in die 2. Bundesliga antreten. Münster, Großaspach, Jena und Zwickau würden hingegen die Klasse halten. Außerdem sollen die fünf Regionalliga-Meister aus Nord, Nordost, Süd, Südwest und Bayern in die 3. Liga aufsteigen. Dies würde zwar bedeuten, dass die Liga in der nächsten Saison mehr Mannschaften aufweist, jedoch wäre es ein „fairer Kompromiss“ für alle Beteiligten.

Das Wohl der Menschheit steht an erster Stelle

Die Vereine hätten zwar lieber gerne die Saison sportlich zu einem Ende gebracht, doch dass gesellschaftliche Wohl der Menschheit steht an erster Stelle. „Die aktuellen Entscheidungen der Bundesregierung sowie die bisher vorhandene Faktenlage und die fehlenden Antworten, vor allem zu medizinischen Fragen, lassen uns in letzter Konsequenz zu dem Ergebnis kommen, dass die aktuelle Saison 2019/20 der 3. Liga nicht fortgesetzt werden kann.“ Es dürfe keine Sonderrolle im Fußball geben, vor allem nicht für die 3. Liga. „Wenn er das tut, verliert er seine so wichtige Verwurzelung und missachtet seine gesellschaftliche Verantwortung“, warnen Halle, Jena und Co. „Eine solche Sonderrolle hätte nicht nur gesellschaftliche, sondern auch konkrete medizinische Auswirkungen.“

„Eine solche Sonderrolle hätte nicht nur gesellschaftliche, sondern auch konkrete medizinische Auswirkungen. Um überhaupt wieder an einen Spielbetrieb ab Mai in der 3. Liga zu denken, wäre die Einführung eines umfangreichen Testsystems notwendig.“ Bis zum Ende der Saison müssten alle Spieler, Trainer und Betreuer sich endlosen Tests unterziehen lassen. „Auch wenn ein Weg gefunden wird, dass dies nicht von dem allgemeinen Testkontingent abgeht, so stünden doch diese zusätzlichen Kapazitäten nicht dort zur Verfügung, wo sie am dringendsten gebraucht werden: in den Krankenhäusern sowie in den Alten- und PflegeheimenUnd wir befürchten, dass die Tests alleine nicht ausreichen werden.“

Die Mannschaften sehen außerdem die Gefahr, dass „sie sich für einen längeren Zeitraum auf harte Quarantäne-Maßnahmen einstellen müssten. Dies hätte zur Folge, dass der mögliche Spielplan nicht eingehalten werden könnte und erneut – im schlimmsten Fall schon kurz nach Wiederbeginn – über eine Einstellung des Spielbetriebs entschieden werden müsste.“

Vereine haben Fürsorgepflicht gegenüber Mitarbeiter und Spieler

Clubs und Vereine ist oftmals auch in ihren Heimatregionen als Arbeitgeber bekannt. Sie kümmern sich um ihre Mitarbeiter und dabei spielt es keinerlei Roller ob es nun ein Spieler ist, eine Betreuungsperson, ein Trainer oder auch ein Ordner. Es heißt zwar oftmals, dass Corona Virus sei nur gefährlich für bestimmte Risikogruppen, aber man weiß mittlerweile, dass jeder (auch jüngere Altersklassen) davon betroffen sein können. In einer Sportart wie Fußball ist unter den Spielbedingungen der 3. Liga das Risiko der Infektion nicht auszuschließen.

Bereits die Aufnahme des Trainingsalltags bereitet einem schon Probleme. Durch die Verfügung der Behörden hatten die meisten Vereine bis zum 3. Mai gar nicht die Möglichkeiten ihre Sportstätten zu nutzen. In manch anderen Bundesländern oder Gemeinden gilt die Anordnung sogar länger. So fürchten einige Vereine bereits, dass es durch diese verschiedene Verfügungen zu eine Art der Verzerrung des Wettbewerbs kommen kann.

Sollte der Trainings- und Spielbetrieb wieder zugelassen werden, somit müsste sichergestellt sein, dass der Sicherheitsabstand von 1,50 Meter eingehalten wird und alle notwendigen Infektionsschutzmaßnahmen gegeben sind. „Das mag bei Vereinen in der 1. oder 2. Bundesliga, die zahlreiche Trainingsplätze und Kabinen zur Verfügung haben, möglich sein. In der 3. Liga, wo die Bedingungen erheblich eingeschränkter sind, ist das aus unserer Sicht nicht zu leisten.“ Aufgrund dieser Tatsachen sehen die Klubs sich gegenüber den Mitarbeitern und deren Angehörigen in einer besonderen Verantwortung wollen die „erheblichen Risiken für die Gesundheit und die daraus resultierende Verantwortlichkeit“ nicht in Kauf nehmen.

Geisterspiele wären für viele Vereine der direkte Weg in die Insolvenz

Für die meisten Vereine der 3. Liga wären Geisterspiele finanziell nicht verkraftbar und hätten erhebliche Auswirkungen. „Derzeit befinden wir uns in der Situation, dass wir zwar faktisch keine Einnahmen haben, aber gleichzeitig unsere Kosten – insbesondere durch Einführung von Kurzarbeit – deutlich senken konnten. Schon diese Situation ist für uns und viele andere Vereine in der 3. Liga sehr prekär.“ Einige Klubs sind dazu gezwungen, sich ein Darlehen zu nehmen, um einer möglichen Insolvenz aus dem Weg zu gehen.

Sollten wir jedoch gezwungen sein, die noch ausstehenden Spiele als Geisterspiele austragen zu müssen, hätten wir bei vollen Kosten keinerlei Einnahmen aus dem Spielbetrieb.“ Der Großteil der Einnahmen aus der 3. Liga sind die Zuschauer. Die Mittel aus den TV-Übertragungsrechten in der 3. Liga machen im Vergleich zu der 1. und 2. Bundesliga nur einen Bruchteil aus. Eine Unterstützung seitens der DFL oder dem DFB ist nicht in Sicht.

Wir gehen nicht davon aus, dass bei einer Einstellung des Spielbetriebes höhere Regressforderungen von Sponsoren auf uns zu kommen als bei einer Fortsetzung mit Geisterspielen. Dies zeigen uns auch die zahlreichen positiven Rückmeldungen und Verzichtsangebote von unseren Sponsoren und Fans in den letzten Tagen und Wochen.“ Bei den Sponsoren herrscht außerdem „die Befürchtung, dass eine Sonderrolle des Fußballs in der Gesellschaft zukünftig und sodann für die Folgesaison nicht zu deren Firmenpolitik und Image passt.“

Ein vorzeitiger Abbruch würde viele Vereine in eine finanzielle Schieflage bringen, eine Insolvenz wäre bei vielen die logische Schlussfolgerung. Auch wenn die Klubs durch die angepassten Insolvenzreglungen keine Konsequenzen zu Befürchten haben, würden die zahlreichen Insolvenzen von Vereinen in einem kurzen Zeitraum für einen wirtschaftlichen Imageschaden der 3. Liga führen.

3. Liga muss sich mit der Realität abfinden

Die Darstellung der „Alternativlosigkeit“ zur Beendigung der Saison durch Geisterspiele ist nicht nachvollziehbar. Bereits vor 4 Wochen haben sich insgesamt 18 Vereine für die Untersuchung und Bewertung „aller Varianten von der auflagenbedingten, unabdingbaren Einstellung des Spielbetriebs bis hin zu Geisterspielen ausgesprochen und dies eingefordert.“

Auch ein Aufschieben der Entscheidung und Verlängerung der laufenden Saison in den Herbst oder gar in den Winter hinein wird für nicht umsetzbar gehalten. „Die hierfür angepassten Spielordnungen des DFB lösen die komplexen arbeitsrechtlichen Problemstellungen zur Befristung der Verträge bis zum 30.06. nicht auf. Außerdem würde dies den finanziellen Ruin der Vereine noch maßgeblich beschleunigen, da eine Planbarkeit und Durchfinanzierung der neuen Saison dann gar nicht mehr gegeben wäre.“

Auch wenn es für die 1. und 2. Liga wirtschaftlich notwendig sein mag, dass die Saison sportlich zu Ende gebracht wird, muss für die 3. Liga die Realität anerkannt werden. Aufgrund der bestehenden und zu erwartenden Auflagen sehen die Vereine es als organisatorisch, wirtschaftlich und gesundheitlich für unmöglich den Spielbetrieb noch einmal aufzunehmen.

Geisterspiele für kommende Saison wollen Klubs nicht ausschließen

Geisterspiele mit Hinblick auf die kommende Saison wollen die acht Klubs jedoch nicht komplett ausschließen. „Auch wir gehen davon aus, dass wir schlimmstenfalls bis zum 31.12.2020 nur ohne oder mit eingeschränkten Zuschauerzahlen spielen können. In diesem Fall finden diese Partien unter anderen Prämissen statt. Wir können bis dahin alle Voraussetzungen im organisatorischen Bereich in einem hoffentlich gelockerten gesundheitlichen Umfeld planen und vorbereiten.“ Es würde außerdem keine Sonderrolle für die 3. Liga eingefordert werden und man könnte sich auf eine strukturierte Vorbereitung auf die neue Saison einstellen. Die Vereine hätten außerdem die Möglichkeit das Budget für Personal und Spieler der jetzigen Situation anzupassen.

Die Vereine plädieren: „Der Saisonstart sollte so weit wie möglich nach hinten verschoben werden, um die Phase der eventuell notwendigen Geisterspiele so kurz wie möglich zu halten und gleichzeitig das Infektionsrisiko für die Spieler, Trainer und Betreuer zu senken.“ Der DFB hat hierzu noch kein Statement abgegeben und es bleibt abzuwarten, wie darauf reagiert wird.

1 Kommentar

  1. Da muss man eben für seinen Telekom 3. Liga Vertrag noch mal was nachlegen, und dann rechnet sich das auch, grade wenn man die Eintrittsgelder gespart hat. Jetzt sind das so 14 Euro im Monat(?), dann wären’s eben 20 Euro. Und? Nachverhandeln -> weitermachen.

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