Vom Absturz zum Aufbruch: MSV Duisburg träumt vom Durchmarsch

Der MSV Duisburg erlebt den „Wahnsinn von der Wedau“. Nach dem Abstieg in die Regionalliga und dem direkten Wiederaufstieg führen die Zebras unbesiegt die 3. Liga an, mit Startrekord, Rückenwind aus der Stadt und klaren Zielen.

Der Abstieg in die vierte Liga war für den MSV die größte Zäsur der letzten 20 Jahre“, so Geschäftsführer Michael Preetz. „Der Abstieg war die Stunde Null, die Stimmung war am Gefrierpunkt, aber wenn man jetzt die Temperatur misst, ist sie deutlich erhöht, geradezu fiebrig.“

Sechs Siege aus sechs Spielen sorgten für einen Startrekord in der 3. Liga; danach folgten in vier Partien drei Remis, unterm Strich ist der MSV weiter ungeschlagen und Tabellenführer.

Preetz’ Rückkehr und Bekenntnis zum Klub

Seit Januar 2024 zieht Michael Preetz (58) die Fäden. Der gebürtige Düsseldorfer, früher zwei Jahre selbst im Zebra-Trikot und zwölf Jahre Sportchef bei Hertha BSC, kam ursprünglich, um den Abstieg zu verhindern. „Ich wollte helfen, den Abstieg zu verhindern, und hatte auch eine vertragliche Vereinbarung für die Regionalliga“, erzählt er, „aber ehrlich gesagt, hatte ich mich schon schwer damit getan, in die dritte Liga zu gehen – und ich konnte mir damals überhaupt nicht vorstellen, noch eine Stufe weiter runterzugehen.“

Die Bindung an Verein und Stadt wuchs schnell: „Ich hatte außergewöhnliche Begegnungen, und die Wahrnehmung der Menschen und wie sie Anteil am Verein nehmen, das hat mich bewogen zu sagen: Hier gehst du nicht weg.“

„Ruhrpott-Mentalität“ als Bauplan

Die Euphorie ist deutlich spürbar“, so Preetz. „Vor eineinhalb Jahren war im Stadtbild fast nichts Blau-Weißes zu sehen – das ist jetzt ganz anders.“ Der MSV sei der Leuchtturm der Stadt: „Und aktuell leuchten wir.“ Sportlich setzte die Führung auf eine Mischung aus hungrigen Talenten und Charakterspielern: „Wir haben nach Innen und Außen Zuversicht ausgestrahlt und bei der Zusammenstellung der Mannschaft auf die Ruhrpott-Mentalität geachtet.“ Mit Trainer Dietmar Hirsch traf der Klub einen Nerv. Der 53-Jährige, einst sieben Jahre MSV-Profi und zuletzt beim 1. FC Bocholt, gilt als Idealbesetzung: „Er lebt und liebt diesen Verein“, sagt Preetz.

Hirsch teilt den Traum – und kennt die Hürden

Der Blick nach oben ist erlaubt: SSV Ulm, Preußen Münster (beide 2023/24) und die SV Elversberg (2022/23) schafften zuletzt den Doppelsprung. „Auch ich träume vom Durchmarsch“, sagte Hirsch kürzlich dem „Kicker“. Gleichzeitig bleibt die Zielsetzung geerdet. „Unser langfristiges Ziel ist die Rückkehr in die zweite Liga“, betont Preetz, „aber das ist kein Ziel, das ein Club ausgibt, wenn er gerade aus der vierten in die dritte Liga zurückgekehrt ist.“

Wirtschaftliche Notwendigkeit und nächste Prüfsteine

Klar ist: Auf Dauer führt für den Traditionsklub kaum ein Weg an Liga2 vorbei. „Der MSV, so wie er jetzt aufgestellt ist, kann sich auf Strecke in der dritten Liga nicht finanzieren“, sagt Preetz. „Als Zweitligist könnte er das.“

Sportlich warten echte Gradmesser: Am Sonntag geht’s zu 1860 München, eine Woche später steigt das Derby gegen Rot-Weiss Essen, zwei Spiele mit Signalwirkung für die Liga3-Spitze.

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