Ein Fall von Fan-Gewalt sorgt im Ruhrgebiet für Entsetzen: In Essen-Holsterhausen soll ein Schalke-04-Anhänger vor seiner Wohnung von mehreren RWE-Fans angegriffen und schwer verletzt worden sein, während seine Kinder alles vom Fenster aus mitansehen mussten. Nun steht ein 29-Jähriger vor Gericht und bestreitet, der Haupttäter gewesen zu sein.
Angriff in Essen-Holsterhausen: „Nordkurve“-Shirt im Visier
Der Überfall soll sich auf der Kaulbachstraße ereignet haben. Am 25. Juni 2024 war der 36-jährige Familienvater nach einem Einkauf mit seiner Ehefrau auf dem Weg ins Haus. Er trug Shorts, Badeschlappen und ein blaues Shirt mit der Aufschrift „Nordkurve“. Kurz bevor er den Hausflur erreichte, soll ein Mann auf ihn zugerannt sein. Dabei sollen die Worte gefallen sein: „Bleib stehen, du feiges Schwein! T-Shirt aus, sofort!“
Tritte, Schläge – und ein Gürtel
Laut Anklage wurde der Schalke-Fan auf die Straße gezerrt und dort getreten und geschlagen, auch mit einem Gürtel gegen Rücken und Hinterkopf. Die Folgen: geschwollenes Gesicht, Striemen und Hämatome, dazu eine Krankschreibung von knapp zehn Tagen. Vor Gericht machte vor allem die Situation der Kinder deutlich, wie traumatisch der Angriff gewesen sein soll. Der Mann sagte: „Doch das war nicht das Schlimmste“ und weiter: „Meine zehnjährige Tochter stand am Fenster und hat geweint“, wird der Mann von der „WAZ“ zitiert.
Besonders belastend bleibe für ihn: „Das beschäftigt mich sehr. Dass meine kleine Maus zusehen musste, was mit dem Papa passiert.“
Angeklagter gefasst – Hauptvorwurf wird bestritten
Ermittelt werden konnte später offenbar nur gegen einen Verdächtigen, weil er am Tatort unter anderem eine Krankenkassenkarte und seinen Schlüsselbund verloren haben soll. Ihm wird zugeschrieben, auch mit dem Gürtel zugeschlagen zu haben. Der 29-Jährige weist das zurück und erklärt, er habe lediglich am T-Shirt gezogen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm besonders schweren Raub vor.
Spendenkonto nach der Tat – Opfer sagt: „Das macht es nicht besser.“
Nach dem Angriff initiierte der Angeklagte eine Spendenaktion; bis zum Prozessauftakt sollen rund 600 Euro eingegangen sein (Ziel: 3000 Euro). Das Geld war als Schmerzensgeld gedacht, doch der Geschädigte lehnte ab: „Das macht es nicht besser.“ Auch ein neu besorgtes „Nordkurven-Shirt“ wollte er nicht annehmen und nahm stattdessen sein altes, zerrissenes Shirt wieder mit. Auffällig: Spenden mit „krummen“ Beträgen wie 13,12 Euro, eine Zahlencodierung, die häufig mit „ACAB“ („All cops are bastards“) in Verbindung gebracht wird.
