„Neue Ära“ in Saarbrücken? Pitino-Vergleiche und offene Fragen nach MV

Der 1. FC Saarbrücken steht vor einem fundamentalen Wandel: Nach dem eindeutigen Votum der außerordentlichen Mitgliederversammlung soll bei der regulären Mitgliederversammlung zum Jahresende ein schlanker Präsidialvorstand gewählt werden, der durch einen neuen Aufsichtsrat ergänzt wird. Dieser wiederum soll drei hauptamtliche Geschäftsführer nominieren. Damit würde gleichzeitig das Ende der Ära Ostermann beginnen. Im Zentrum der Diskussionen sorgt Vizepräsident Salvo Pitino mit markanten Vergleichen erneut für Irritationen.

Das neue Strukturmodell im Überblick

Das verabschiedete Zielbild sieht künftig lediglich zwei Präsidiumsmitglieder vor, deren Aufgaben vorwiegend repräsentativer Natur sein sollen. Die operative Führung liegt künftig bei einem siebenköpfigen Aufsichtsrat, der in einem noch zu definierenden Verfahren drei hauptamtliche Geschäftsführer auswählt. Eine ursprünglich geplante Abstimmung über die Ausgliederung wurde vorerst zurückgezogen und ist damit aktuell kein Thema mehr.

Präsident und Hauptsponsor Hartmut Ostermann (73) hat bereits angekündigt, nicht erneut für ein Amt zu kandidieren. Seine Begründung: Das künftige Mandat sei zwar formal begrenzt, in der Praxis jedoch mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden, der sich mit seinen persönlichen Kapazitäten derzeit nicht vereinbaren lasse.

Pitinos Aussagen sorgen für Gesprächsstoff.

In einem Artikel des italienischen Portals CalcioNapoli24 verglich Vizepräsident Salvo Pitino (43) seine Vision mit der von Aurelio De Laurentiis (SSC Neapel). De Laurentiis sei ein Mann „aus einer anderen Welt“, der den Klub in eine neue Ära führe, wie die „Bild“ zitiert. Diese Darstellung steht jedoch im Widerspruch zur aktuellen Realität des FCS:

  • Ursprünglich wurde die Präsidiumslinie zur Ausgliederung offiziell einstimmig getragen, doch schon früh hatten Pitinos öffentliche Aussagen intern Zweifel gesät.
  • Der De‑Laurentiis-Vergleich wirkt angesichts der neuen Rollenverteilung (repräsentatives Präsidium, starke Geschäftsführung) und seiner unklaren Perspektive im künftigen Konglomerat mindestens ungewöhnlich.

    Pitino: Welche Rolle bleibt ihm?

Formal bleibt es ihm möglich, sich als Kandidat für Präsident, Vize oder einen Sitz im Aufsichtsrat zu bewerben. Doch realpolitisch haben sich die Optionen verschoben:

  • Aus dem aktiven Fanumfeld sind Unterstützer zurückgetreten, die Stimmung ist kritisch geworden.
  • Die Kurve sendet seit Monaten deutliche Signale: Weder Pitino noch Schatzmeister Dieter Weller (62) werden mehr in tragender Funktion gesehen. Ob und wie Pitino im neuen Gefüge mitwirkt, bleibt eine zentrale Frage.

Bedeutung für den FCS: Bruch oder Neuanfang?

Der angestoßene Governance-Shift markiert eine grundlegende Abkehr vom klassischen Ehrenamtsmodell hin zu einem professionellen Dreiklang aus Geschäftsführung, Aufsichtsrat und repräsentativem Präsidium. Mit dem Abschied von Ostermann beginnt eine Ära, in der Prozesse, Zuständigkeiten und Personal neu justiert werden, ohne dass eine unmittelbare Ausgliederung erfolgt. Gleichzeitig wächst der Druck, die kommunikative Balance zwischen Vision und realer Struktur glaubwürdig zu gestalten. In den kommenden Wochen werden Transparenz, klare Entscheidungsprozesse und nachvollziehbare Mandate entscheidend sein.

Kommende Schritte & offene Fragen

Bis zur regulären Mitgliederversammlung müssen Kandidaten sowohl für das neue Präsidium als auch für den Aufsichtsrat gefunden werden. Parallel dazu müssen verbindliche Kriterien und Abläufe zur Auswahl der Geschäftsführer erarbeitet werden. Salvo Pitino steht die wohl schwierigste Entscheidung bevor: Welche Rolle – falls überhaupt – will und kann er in der neuen Struktur einnehmen? Sein weiterer Weg wird ein Gradmesser dafür sein, wie ernsthaft der FCS den strukturellen Neuaufbruch angeht.

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